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05.08.2025
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Mit klugem Prompting KI-Potenziale in der Temporärarbeit nutzen

Künstliche Intelligenz gehört längst nicht mehr nur zur Zukunftsvision – sie ist bereits Teil des Arbeitsalltags. Ob ChatGPT, DALL-E oder Gemini: Generative KI-Tools sind heute fester Bestandteil moderner Prozesse und haben auch in der Temporärarbeit Fuss gefasst. Richtig eingesetzt, ermöglichen sie es, wiederkehrende Aufgaben schneller, verlässlicher und effizienter zu bewältigen. 

Zentral dabei ist das sogenannte Prompting – also das präzise Formulieren von Anweisungen, mit denen die KI ihre Aufgaben ausführt.  

Sorgfalt zahlt sich aus

Egal ob Inserat für Reinigungspersonal oder Entwurf eines Vertrags: die Qualität der KI-Ausgabe steht und fällt mit der Qualität des Prompts. Zwischen einem knappen „bitte Text schreiben“ und einer durchdachten Anleitung mit klar definiertem Ziel, passender Tonalität und relevantem Kontext liegen Welten. Generative KI liefert nicht einfach das, was gebraucht wird, sondern das, was sie aus der Eingabe interpretiert – mal treffsicher, mal weit daneben. 

Deshalb lohnt es sich, beim Prompting nicht einfach «irgendetwas» einzugeben, sondern genau zu beschreiben, worum es geht. Ein guter Prompt funktioniert wie ein strukturiertes Briefing: klar, verständlich und auf den Punkt. Selbst leistungsfähige Modelle wie GPT-4o oder Gemini 1.5 bleiben ohne klare Richtung wirkungslos. 

Gerade in der Temporärarbeit schafft ein präzise formulierter Prompt echten Mehrwert: Texte für Stellenanzeigen, Terminbestätigungen oder FAQ-Vorlagen lassen sich in Sekundenschnelle generieren – und sparen so nicht nur Zeit, sondern machen wiederkehrende Abläufe deutlich effizienter. 

Prompting entwickelt sich weiter

Gute Prompts führen zu besseren Ergebnissen und moderne KI-Modelle sind heute deutlich besser darauf vorbereitet. Seit dem ersten grossen Hype Ende 2022 hat sich die Technologie rasant entwickelt. Und mit ihr ist bei Anwendenden das Verständnis dafür gewachsen, wie man Anweisungen effektiv formuliert. 

Aktuelle Modelle wie GPT-4o oder Gemini 1.5 erfassen feine Nuancen, interpretieren Zwischenzeilen zuverlässiger und bleiben stabiler in der ihnen zugewiesenen Rolle. Besonders wirksam sind sogenannte Chain-of-Thought-Prompts – also Anweisungen, bei denen die KI eine Aufgabe Schritt für Schritt durchdenkt, statt sie direkt zu lösen. Das sorgt für klarere, strukturierte Resultate. 

Auch multimodale Prompts – Eingaben, die neben Text auch Bilder, Skizzen oder Audiodateien beinhalten – gewinnen im Berufsalltag an Bedeutung. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für die Sicherheit beim Prompting: Immer mehr Unternehmen achten darauf, ihre Systeme gegen manipulative Eingaben (Stichwort: Prompt Injection) zu schützen. 

Lernen durch Ausprobieren – und eigene KI-Instanzen

Gute Prompts entstehen selten auf Anhieb. Oft braucht es mehrere Anläufe, bis die Anweisung wirklich greift. Denn auch moderne KI-Modelle reagieren feinfühlig auf Sprache – selbst kleine Unterschiede im Ton oder in der Struktur können das Ergebnis stark verändern. 

Das Spannende daran: Technisches Vorwissen ist nicht nötig. Wer offen ist für neue Tools und gerne experimentiert, kommt schnell ins Tun. Ein simples Beispiel wie „Erstelle eine Stellenanzeige für eine Reinigungskraft in Basel mit flexiblen Diensten“ reicht oft schon, um erste Aha-Momente auszulösen – und zu erkennen, wo noch Feinschliff nötig ist. 

Besonders hilfreich wird es, wenn Unternehmen auf sogenannte CustomGPTs zurückgreifen. Dabei handelt es sich um individuell trainierte oder vorkonfigurierte KI-Modelle mit spezifischen Rollen, Aufgaben oder Sprachstilen. So können einmal getestete Prompts dauerhaft gespeichert, angepasst und in vertrauten Strukturen weiterentwickelt werden. Das erleichtert nicht nur den Einstieg, sondern schafft Standards im Team. 

Mit jeder Interaktion wächst das Verständnis dafür, wie sich die KI möglichst zielführend ansprechen lässt. Prompting ist kein starres Handbuch, sondern eine Fähigkeit, die sich im Alltag laufend verfeinert. 

5 Tipps für gelungenes Prompting in der Praxis

Damit generative KI im Alltag verlässliche Ergebnisse liefert, braucht es mehr als einen schnellen Befehl. Entscheidend ist, wie klar, konkret und nachvollziehbar der Prompt formuliert ist. Wer häufiger mit KI arbeitet, entwickelt dabei ein Gespür dafür, welche Anweisungen zu nützlichen Resultaten führen. Die folgenden 5 Tipps basieren auf aktuellen Best Practices und lassen sich direkt im Berufsalltag der Temporärarbeit anwenden: 

  1. Präzise formulieren – aber verständlich bleiben 
    Kurze Sätze, klare Sprache, keine Floskeln. Ein Prompt in Alltagssprache hilft der KI, die Aufgabe schneller und präziser zu erfassen. 
  1. Rolle und Ziel benennen 
    Mit einem Hinweis auf Rolle oder Ziel – etwa „als Personalberaterin“ oder „für eine E-Mail an eine Kundin“ – kann die KI den Kontext besser einordnen und passend reagieren. 
  1. Kontext und Beispiele liefern 
    Informationen zur Zielgruppe, zur Tonalität oder zum gewünschten Format machen die Aufgabe für die KI nachvollziehbar. Beispiele aus der Praxis helfen zusätzlich, die Erwartungen zu klären. 
  1. Prompt iterativ verbessern 
    Der erste Entwurf sitzt selten. Durch Nachfragen oder kleine Korrekturen entstehen schrittweise genauere und besser passende Ergebnisse – vergleichbar mit einem kollegialen Austausch. 
  2. Strukturierte Ausgaben nutzen (z. B. Listen oder Tabellen) 
    Wenn strukturierte Inhalte gebraucht werden, lohnt es sich, dies direkt im Prompt zu erwähnen. Listen, Tabellen oder gegliederte Abschnitte erhöhen die Übersicht – ganz ohne technisches Vorwissen. 

Beispiel für gelungenes Prompting

„Erstelle eine professionelle E-Mail an einen Bewerber namens Herr Schneider. Lade ihn zu einem Vorstellungsgespräch am 15. August um 10 Uhr in unser Büro in Zürich ein. Der Grund für die Einladung ist, dass sein Dossier im Bereich Lagerlogistik sehr überzeugend war. Bitte weise darauf hin, dass sich unser Temporärbüro im Hinterhaus befindet und nur über den Innenhof erreichbar ist. Bitte um kurze Rückmeldung zur Terminbestätigung. Kontakt bei Rückfragen: bewerbung@temporarfirma.ch oder +41 44 123 45 67.“ 

ChatGPT 4.0 generiert folgendes Ergebnis: 

Betreff: Einladung zum Vorstellungsgespräch am 15. August in Zürich 

Sehr geehrter Herr Schneider, 

Besten Dank für Ihre Bewerbung und das Interesse an einer Tätigkeit im Bereich Lagerlogistik. Ihr Dossier hat uns überzeugt – insbesondere Ihre Erfahrung und Ihre Qualifikationen passen sehr gut zu den Anforderungen im Einsatzbetrieb. 

Gerne laden wir Sie deshalb zu einem persönlichen Gespräch ein: 

Termin: 
15. August 2025, um 10:00 Uhr 
Ort: 
Temporärfirma AG 
Beispielstrasse 10 
8000 Zürich 

Bitte beachten Sie, dass sich unser Büro im Hinterhaus befindet und ausschliesslich über den Innenhof zugänglich ist. Eine entsprechende Beschriftung weist Ihnen den Weg. 

Für Rückfragen stehen wir telefonisch unter +41 44 123 45 67 oder per E-Mail an bewerbung@temporarfirma.ch gerne zur Verfügung. Wir bitten um eine kurze Rückmeldung zur Bestätigung des Termins. 

Freundliche Grüsse 
[Ihr Name] 
[Ihre Funktion] 
Temporärfirma AG

KI-Prompts in der Temporärarbeit

In der Temporärarbeit fallen viele Aufgaben immer wieder an. Ob E-Mails, Einsatzanleitungen oder Berichte – der administrative Aufwand kann beträchtlich sein. Genau hier entfaltet generative KI ihr Potenzial: Richtig eingesetzt, spart sie Zeit, standardisiert Prozesse und sorgt für mehr Verlässlichkeit im Alltag. Die folgenden Szenarien zeigen, wie Prompting direkt im operativen Geschäft genutzt werden kann: 

  1. Einsatzinfos und Abläufe verständlich erklären 
    Mit einem passenden Prompt entstehen in wenigen Sekunden präzise Anleitungen – etwa zur Nutzung einer Maschine oder zum Verhalten am Arbeitsplatz. So wissen temporäre Mitarbeitende von Anfang an, worauf es ankommt. 
  1. Sicherheitsrelevante Aufgaben strukturieren 
    Ob für Lagerlogistik, Produktion oder Pflegeeinsätze: Checklisten mit sicherheitsrelevanten Punkten lassen sich dank KI rasch und vollständig generieren – inklusive aller Kontrollpunkte, die im Betrieb zählen. 
  1. Kommunikation per E-Mail effizient gestalten 
    Prompting erleichtert das Verfassen typischer E-Mails – z. B. bei Einsatzbestätigungen, Absprache mit der Kundschaft oder der Einladung zu einem Gespräch. Die Texte lassen sich mit wenigen Anpassungen direkt verwenden. 
  1. Standardantworten im Bewerbungsprozess vorbereiten 
    Wer viele Bewerbungen bearbeitet, kann sich mithilfe von Prompts professionelle Antwortvorlagen generieren lassen – von der Eingangsbestätigung bis zur Einladung zum Interview. Das spart Zeit und wirkt gleichzeitig wertschätzend. 
  2. Leistungsdaten verständlich zusammenfassen 
    Die KI erstellt auf Basis weniger Angaben übersichtliche Berichte – etwa zur Einsatzdauer, Pünktlichkeit oder zur Auslastung pro Kund:in. Damit können interne Rücksprachen oder externe Reportings schnell vorbereitet werden.  

💡 Wichtig: So hilfreich KI auch ist – sie ersetzt keine Fachprüfung. Inhalte, die sensible Daten, rechtliche Themen oder wichtige Absprachen betreffen, sollten stets gegengelesen werden, bevor sie im Alltag verwendet werden. 

„KI-Prompter“: Ein neues Berufsbild entsteht

Mit der zunehmenden Verbreitung generativer KI entstehen nicht nur effizientere Arbeitsprozesse, sondern auch neue Aufgabenprofile. Eine davon ist die Rolle des sogenannten „KI-Prompters“. Gemeint sind Fachpersonen, die darauf spezialisiert sind, präzise und zielführende Eingaben für KI-Systeme zu formulieren. Ihr Ziel: maximale Qualität und Relevanz der Ergebnisse – sei es beim Erstellen von E-Mails, beim Generieren von Bewerberantworten oder bei der Strukturierung komplexer Informationen. 

Dass sich rund um KI ganz neue Berufsbilder entwickeln, zeigt auch eine Analyse der Plattform LinkedIn: In der Schweiz zählt der Bereich künstliche Intelligenz aktuell zu den wachstumsstärksten Sektoren auf dem Arbeitsmarkt. Laut der New York Times gehört die Position „Chief AI Officer“ in den USA bereits zu den gefragtesten Führungsrollen. Wer sich mit der Funktionsweise von KI-Tools wie ChatGPT, Gemini oder Claude auskennt, hat auch hierzulande gute Chancen, sich ein neues Kompetenzfeld zu erschliessen. 

Der Beruf des KI-Prompters verbindet technisches Verständnis mit sprachlicher Präzision. Es braucht kein Informatikstudium, aber ein gutes Gespür für Zielgruppen, Tonalitäten und den richtigen Aufbau von Prompts. Ob im Marketing, in der HR-Abteilung oder im Kundenkontakt – überall dort, wo generative KI zum Einsatz kommt, können KI-Prompter:innen einen wichtigen Beitrag leisten. In der Temporärarbeit etwa helfen sie dabei, automatisierte Prozesse so zu steuern, dass sie effizient bleiben und gleichzeitig auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen. 

Typische Stolperfallen beim Prompting

So vielseitig generative KI auch ist – gewisse Grenzen bleiben bestehen. Gerade beim Einsatz im Berufsalltag zeigen sich schnell typische Hürden. Eine der häufigsten Schwachstellen liegt in ungenauen oder zu allgemein gehaltenen Anweisungen. Fehlen Informationen zum Ziel, zur Zielgruppe oder zum Format, liefert das Modell zwar irgendeine Antwort – doch oft ohne praktischen Mehrwert. Statt konkreter Ergebnisse entstehen austauschbare Texte, die im Tagesgeschäft wenig nützen. 

Eine weitere Herausforderung sind sogenannte Halluzinationen: Die KI erfindet Inhalte, zum Beispiel Zahlen, Quellen oder Fachbegriffe. Nicht aus Absicht, sondern weil ihr die Fähigkeit fehlt, Fakten zuverlässig zu prüfen. Besonders heikel wird das bei sensiblen Themen wie Vertragsinhalten oder rechtlichen Rahmenbedingungen – Bereiche, die in der Temporärarbeit häufig vorkommen. Wer solche Ausgaben ungeprüft übernimmt, riskiert Missverständnisse oder sogar rechtliche Fehler. 

Auch überladene oder zu komplexe Prompts führen oft zu Problemen. Wird eine Anfrage mit zu vielen Details oder verschachtelten Anforderungen formuliert, verliert das System den roten Faden. Die Ausgabe wirkt dann unklar oder greift falsche Aspekte auf. Es empfiehlt sich deshalb, umfangreiche Aufgaben in Teilschritte zu gliedern – und die KI durch jeden Schritt separat zu führen. 

Ein weiterer Punkt betrifft die Trainingsdaten, auf denen die KI basiert: Diese spiegeln gesellschaftliche Muster – inklusive Vorurteile oder stereotype Denkmuster. Gerade in der Personalrekrutierung ist deshalb ein kritischer Blick gefragt. Diskriminierende Formulierungen oder Einseitigkeiten lassen sich nicht vollständig ausschliessen. Auch sprachlich braucht es Fingerspitzengefühl: Feinheiten wie Ironie, Dialekte oder emotionale Nuancen erkennt die KI oft nicht zuverlässig. Das kann zu unpassender Tonalität oder holpriger Ansprache führen. 

Fazit

Prompting ist nicht einfach nur ein technischer Handgriff. Es entwickelt sich zur Schlüsselkompetenz in einer Arbeitswelt, die sich rasant verändert. Wer versteht, wie generative KI denkt, antwortet und formuliert, kann nicht nur Abläufe optimieren, sondern auch neue Standards setzen. In der Temporärarbeit eröffnet das konkrete Chancen: für mehr Effizienz, bessere Kommunikation und ein professionelles Auftreten – trotz hoher Taktung und wiederkehrender Aufgaben. 

Doch klar ist auch: Die Qualität der Ergebnisse hängt entscheidend davon ab, wie klar, bewusst und verantwortungsvoll mit KI gearbeitet wird. Prompting verlangt Neugier, Sprachgefühl und die Bereitschaft, Verantwortung für die Resultate zu übernehmen. Wer das mitbringt, gestaltet den Wandel aktiv mit – statt ihm nur zuzuschauen. 

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