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Benchmarking

Benchmarking ist der fortlaufende Abgleich der eigenen Kennzahlen (KPIs) mit denen des Wettbewerbs. Ziel ist es, eine Vergleichsgrundlage herzustellen, um potenzielle Verbesserungsmöglichkeiten aufzudecken. Dabei können z.B. Prozesse, Dienstleistungen oder Produkte miteinander abgeglichen werden. Dieser Vergleich soll aufzeigen, wie das eigene Unternehmen im Wettbewerb dasteht. Die systematische Analyse deckt mögliche Leistungslücken zum „Klassenbesten“ auf, der als Massstab dient. Sobald solche Leistungslücken durch das Benchmarking identifiziert sind, können Unternehmen entsprechende Optimierungsmassnahmen evaluieren. Als Vergleichsgrösse sollten Marktteilnehmer mit einer ähnlichen Branche/Grösse/Ausrichtung herangezogen werden. Voraussetzung für das Benchmarking ist, dass sich das ausgewählte Unternehmen zu einem Leistungsvergleich bereit erklärt.

Grundsätzlich wird zwischen drei Arten des Benchmarkings unterschieden:

Internes Benchmarking: Die Vergleiche beschränken sich auf unternehmensinterne Werte zum Beispiel zwischen verschiedenen Abteilungen.

Konkurrenzbezogenes Benchmarking: Prüft die Best Practices des direkten Wettbewerbs und vergleicht die Ergebnisse mit denen des eigenen Unternehmens.

Branchenbezogenes Benchmarking: Vergleicht Branchendurchschnittswerte mit denen der branchenübergreifenden Klassenbesten, um Weiterentwicklungs-möglichkeiten zu identifizieren.

Der Ablauf des Benchmarking-Verfahrens

Die Literatur unterscheidet zwischen verschiedenen Benchmarking-Verfahren, dennoch ähneln sich die Phasen inhaltlich und lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Zielsetzung („Was soll gebenchmarkt werden?“)

  • Objektauswahl (Produkt, Dienstleistung etc.)
  • Analyse möglicher Leistungslücken (Gap-Analyse)
  • Evaluation der gewünschten Ziele

Auswahl Benchmark-Partner („Mit wem soll das Unternehmen verglichen werden?“)

  • Intern ODER direkter Wettbewerb ODER branchenübergreifender Vergleich
  • Nach Entscheidung: Festlegung, welche Ähnlichkeiten gegeben sein müssen
  • Nach Entscheidung: Dokumentation von Best Practices

Vergleichsphase („Warum bestehen Leistungslücken?“)

  • Datenerhebung
  • Stärken und Schwächen miteinander abgleichen
  • Interpretation der Ergebnisse

Umsetzung der Ergebnisse („Wie wird die Leistungslücke geschlossen?“)

  • Planung von Optimierungsmassnahmen
  • Umsetzung der Massnahmen
  • Erfolgsbewertung

Vorteile Benchmarking

Mitarbeiterbindung: Das Benchmarking, also regelmässige Vergleichsanalysen, sollen einen sogenannten kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) initiieren. Der KVP ist eine Methode, um die Belegschaft in Veränderungsprozesse miteinzubeziehen. Diese Veränderungsmassnahmen sind nach einem erfolgreich durchgeführten Benchmarking-Projekt der nächste Schritt, um Optimierungen anzustossen. Je mehr Mitarbeiter in die Lösungsfindung miteinbezogen werden, desto höher ist die Akzeptanz des Wandels. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Bindung an das Unternehmen aus – in Zeiten des Fachkräftemangels kein unwichtiger Punk für Personalverantwortliche.

Neue Perspektiven: Studien zeigen, dass insbesondere der branchenübergreifende Vergleich zu enormen Verbesserungen führt. Der Blick über den Tellerrand stösst Ideen an, die über brancheninterne Muster hinausgehen. Hinzu kommt der Zeitfaktor: Neue Ansätze vom Wettbewerb stammen direkt aus der Praxis und auch nach entsprechenden Modifikationen sind langwierige Testphasen oft nicht nötig. 

Benchmarking in der Personalentwicklung

Das Management-Instrument „Benchmarking“ lässt sich auch zur Personalentwicklung einsetzen. In Zeiten des Fachkräftemangels dient es dazu, sich einen Marktüberblick zu verschaffen und bestenfalls vom Wettbewerb abzuheben. Wie rekrutieren die Marktführer? Welche Instrumente nutzen sie und mit welchen Strategien lässt sich gezielt passendes Personal gewinnen? Solche und ähnliche Recruiting-Fragen können mit regelmässigem Benchmarking beantwortet werden. Wesentliche KPIs, die die Vergleichsgrundlage darstellen, sind u.a.:

  • Fluktuationsrate
  • Time-to-Fill
  • Cost-per-Hire
  • Qualitiy-of-Hire
  • Cost-of-Vacancy

Ein grosses Manko des HR-Benchmarkings ist das Finden geeigneter Partner, die ihre KPIs offenlegen. Sofern sich kein Wettbewerber für einen Vergleich zur Verfügung stellt, gibt es dennoch einige Alternativen – z.B. offene Analysen, wie den jährlichen „HR-Benchmark“. Verschiedene Firmen können an dieser grossausgelegten Umfrage teilnehmen – indem sie ihre internen Kennzahlen preisgeben. Der Längsschnittvergleich soll Rückschlüsse auf Entwicklung von personalwirtschaftlichen KPIs geben und den Markt transparent gestalten. Für diese Analyse werden teilnehmende Konzerne anhand von über 100 Kriterien untersucht. So ergab der HR-Benchmark 2019 beispielsweise, dass digitale Features, wie CV-Parser, sich immer mehr etablieren und die Candidate Experience deutlich besser ist als noch vor einigen Jahren. Dennoch fehlen häufig Chat- und digitale Dialogmöglichkeiten. Teilnehmende Unternehmen erhalten beim „HR-Benchmark“ anschliessend eine Auswertung mit den Best Practices und Worst Cases – sozusagen ein „Daten-gegen-Service“-Modell, das sich in der Vergangenheit oft bewährte. 

Eine weitere Möglichkeit ist die Analyse offen zugänglicher Parameter – wie beispielsweise die Karrierewebsites der Wettbewerber. Digitale Beratungsunternehmen wie NetFed prüfen jährlich, wie gut aufgestellt ausgewählte Unternehmen in puncto Digitalisierung sind. Hierfür prüft die Agentur die Karrierewebsites der Firmen im Hinblick auf folgende Kriterien:

Inhalt & Design: In welcher Form werden welche Infos bereitgestellt?

Dialog & Interaktion: Welche Kontaktmöglichkeiten mit der Zielgruppe sind vorhanden?

Technik und Service: Welche technischen Komponenten werden wie eingesetzt und welchen Mehrwehrt bieten sie Websitebesuchern?

Sofern Unternehmen über die entsprechenden Ressourcen verfügen, kann der Benchmarking-Vergleich hinsichtlich der Karriereseite auch intern durchgeführt werden. Hierfür sollten eingangs gewisse Parameter wie z.B. Usability, One-Click-Verfahren, technische Gegebenheiten, Gestaltung etc. definiert und im Anschluss verglichen werden.

Tipps für erfolgreiches Benchmarking

  1. Bei der Zieldefinition sollten Schwerpunkte gesetzt werden: Fokussierte Vergleiche sind deutlich effizienter als oberflächliche.
  2. Interessen der Vergleichspartner sollten unbedingt stets beachtet werden. Stellt man den eigenen Profit zu stark in den Vordergrund, könnte das zu Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit führen.
  3. Alle Beteiligten sollten das Projekt akzeptieren. Sofern einzelne Personen die Idee des Benchmarkings in Frage stellen, könnte das die angestrebten Optimierungen gefährden.
  4. Miteinbeziehung aller Beteiligten – Optimierungsmassnahmen sollten nur im Team mit allen Beteiligten abgeleitet werden. Gemeinsam erarbeitete Zuständigkeiten und Deadlines schaffen eine höhere Akzeptanz bei der Umsetzung der angestrebten Veränderung.
  5. Benchmarking funktioniert nur über Kontinuität: Regelmässige Wiederholungen sorgen dafür, permanent besser zu werden, auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren und stets wettbewerbsfähig zu bleiben.

Fazit

Benchmarking ist geeignetes Management-Instrument zur Wettbewerbsanalyse, um unternehmerische Schwächen zu identifizieren und anschliessend zu optimieren. Der direkte Betriebsvergleich zeigt deutlich auf, wo aktuell Schwachstellen bestehen und liefert parallel bereits erfolgreiche umgesetzte Praxisbeispiele, die sich schnell adaptieren lassen. Dabei geht es nicht um das Kopieren von Massnahmen der Konkurrenz. Vielmehr sollten diese Massnahmen sinnvoll an an betriebsinterne Bedürfnisse angepasst werden. Im Recruiting spielt insbesondere eine starke Karriereseite und die damit einhergehende Candidate Journey eine wesentliche Rolle. Daher ist es oft sinnvoll, die Karriereseiten direkter Wettbewerber mit der eigenen abzugleichen, um Optimierungspotentiale zu identifizieren. Natürlich gilt das für alle HR-KPIs – sobald ein Benchmarking-Partner gefunden ist, können aussagekräftige Daten gegenübergestellt und abgeglichen werden.

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